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Der erste Eindruck
September 2014, unsere Tochter war gerade acht Wochen alt, fanden wir auf einem Immobilienportal ein spannendes Inserat. Wir wollten, wenn wir schon aus Platzmangel und Kostengründen die Stadt verlassen mussten, ein Haus kaufen, das nicht „0815“ ist. Das Leben in einer Einheit eines alten Vierkanthofes stellten wir uns besonders charmant vor. Leider war der Preis viel zu hoch und uns gefiel die Einrichtung auf den Fotos nicht gut, aber da ich den Dingen gerne eine Chance gebe, schauten wir es uns an.
Nicht unser Stil
Schon als uns die Maklerin die Tür öffnete, bekamen wir einen Schreck: Das einzige Zimmer zum Hof (gleichermaßen übrigens der Eingang) war eine chaotische Mischung aus Hauswirtschaftsraum und Wäschekammer. Weiter ging es in den großen Wohnbereich, der mit grauen Fliesen ausgelegt und mit einer roten Küche ausgestattet war. Die voluminöse Buchetreppe führte zu den mit orangenen und blauen Teppichböden ausgelegten Kinderzimmern, die ungemütlicher nicht hätten sein können. Dass dort Kinder wohnten, konnten wir uns kaum vorstellen, denn die Zimmer sahen nahezu unbewohnt und steril aus. Weiter oben wartete ein Schlafzimmer mit einer Laminat-Empore auf uns, dessen Badezimmer (inkl. WC) direkt und ohne Wand darin überging. Obwohl der Hof erst 2006 aufwändig saniert wurde, hatten die Eigentümer unserer Einheit bewiesen, dass ihr Geschmack nicht ganz mit dem Charme einer solchen Immobilie harmonierte. „Danke, nein!“ – waren unser beider Gedanken. Für den Preis und die Ausstattung machte der Kauf dieser Immobilie für uns keinen Sinn, also sagten wir der Maklerin direkt ab.
Da ist das Haus ja wieder!
Manchmal ist es Schicksal, dachte ich, als die Immobilie im Juni 2015, also neun Monate später, wieder beim Immobilienportal erschien. Nur der Preis war bereits um einiges gesunken. Wir gaben uns also einen Ruck und guckten uns das Haus mit unseren Eltern noch ein weiteres Mal an. Mittlerweile waren die Eigentümer ausgezogen und die Ungemütlichkeit der so schön gelegenen Einheit wurde noch deutlicher. „Wie in einem Kühlschrank“, so fühlte ich mich, wenn ich in dem riesigen mit Fliesen ausgelegten Wohnraum stand. Dennoch machten wir uns Gedanken, wie wir mit Holzböden und Wandfarben diesen rohen Diamanten schleifen könnten. Wir gingen alle Kostenpunkte für einen Umbau durch und gaben anschließend ein Gebot für das Haus ab, das nochmals deutlich unter der geforderten Summe lag.
Liebe auf den 2. Blick
Die Eigentümer standen wohl unter Verkaufsdruck – anders konnten wir uns ihre Zusage zu unserer gedrückten Summe nicht erklären. Wir waren auf jeden Fall baff, als uns ein Vertragsvorschlag erreichte. Nach sämtlichen Formalitäten machten wir uns auf die Suche nach einem Handwerker, der den Umbau federführend übernehmen würde. Über Kontakte fanden wir diesen recht schnell und so ging es im Oktober 2015 mit den Umbauarbeiten los. Ziel war es, Weihnachten im neuen Haus zu verbringen.
Umbauarbeiten auf einen Blick:
Erdgeschoss:
- Rote Ikea-Küche raus (und bei Ebay Kleinanzeigen verkauft) und neue Küche rein. Dank des fähigen Küchenbauers (Küchen-Loft in Köln) konnten wir den Grundriss der Küche komplett ändern und viel schöner, offener, heller gestalten.
- Der Hauswirtschaftsraum im Eingangsbereich zum Hof wurde mit einer Trockenbauwand abgegrenzt, so dass wir vom Wohnzimmer durch einen schönes Entre in den Hof gucken können und unsere Nachbarn aus dem Hof nicht in eine Abstellkammer blicken
- Die Metallverkleidung des Kamins wurde mit einer Trockenbauwand verkleidet, um ein harmonischeres Bild zu gestalten
Erste Etage:
- Die gruselige Buchetreppe inkl. Geländer wurde komplett rausgerissen und mit Betonspachtel ausgekleidet
- Ein neues Geländer aus Stahl wurde für uns geschweißt
- Die Teppiche auf der gesamten ersten Etage wurden rausgenommen
- Der Absatz zwischen den beiden Zwischenetagen wurde mit einer Trockenbauwand ausgekleidet
Zweite Etage:
- Das dunkle Laminat wurde rausgerissen
- Die Empore vor unserer Schlafzimmertür wurde entfernt und durch zwei schmale Treppenstufen ersetzt
- Die Wand vorm Schlafzimmer wurde versetzt
- Es wurde eine Wand mit Tür zum Badezimmer eingebaut
Gesamt:
- Alle Buchetüren wurden entfernt und durch weiße Türen ersetzt
- Fußbodenheizung und Fliesen wurden mit Landhausdielen von Thede und Witte belegt. Dies passte glücklicher Weise genau mit den Übergängen zu den Fenstern und Türen.
Keine Möbel, aber ein Weihnachtsbaum
Nach einigen stressigen und brenzlichen Situationen während der Umbauarbeiten, konnten wir tatsächlich am 21.12.2015 unser Haus beziehen. Einen Baum hatte ich vorher schon auf dem Markt, der damals noch vor unserer Haustür einmal wöchentlich stattfand, bestellt. Und so saßen wir an Heilig Abend tatsächlich mit wenigen Möbeln, dafür aber mit einem schönen Baum in unserem neuen Heim. Das Heim, das sich von Kühlschrank „back to hygge“ entwickelte, zurück zur ursprünglichen Gemütlichkeit des umgebauten Vierkanthofs.
Mehr zum Thema Hausumbau und Interior findet ihr im Artikel “Hauskauf- und Umbaugeschichten Teil 2/2”